… und nicht, mit wem dein Anbieter will.
Seien wir ehrlich: Die Funktion, mal eben seinen Standort zu teilen, ist äußerst praktisch und hat einem schon so manche Suche nach dem richtigen Treffpunkt erspart. Leider gehen die Daten aber nicht nur an den eigenen Freundeskreis, sondern landen auch im Datenspeicher der bekannten Konzerne. Wie kann man sich schützen, ohne auf den Komfort zu verzichten? Jan-Piet Mens hat eine Lösung entwickelt. Er ist Gründer des Open-Source-Location-Trackings OwnTracks.
Worum geht es bei deinem Projekt?
Nun, ich betreue eine Reihe von floss Projekten, aber vor allem konzentriere ich mich auf eines: OwnTracks.
OwnTracks ist ein System, mit dem Nutzer*innen mit Hilfe einer Open-Source-App (verfügbar für Android und iOS) ihr Location-Tracking so einrichten können, dass nur sie – also keine zentrale Instanz – über die Daten verfügen.
Das ist eine tolle Idee! Was hat dich darauf gebracht?
2009 veröffentlichte Google seine Anwendung Google Latitude, die bis ca. 2012 bekannt und beliebt war. Sie ermöglichte Nutzer*innen, ihren Standort mit anderen zu teilen. Natürlich wurden dabei im Hintergrund endlos Daten gesammelt.
Google Latitude wurde inzwischen zwar eingestellt, aber Standorte werden ja trotzdem noch gerne über Google Maps und Co. geteilt!
Ich habe mir gedacht: Das muss auch anders gehen!
Wer kann die App nutzen und wie funktioniert das Ganze?
Freunde und/oder Familienmitglieder können gegenseitig sehen, wo die anderen geographisch sind.
Die auf Smartphones installierten OwnTracks-Apps übermitteln über das MQTT Protokoll (wahlweise HTTP) die jeweiligen Positionen zu einem „familienbetriebenen“ MQTT Broker (Server).
Von dort aus können Nutzer*innen z.B. Karten einsehen, ihre Heimautomation steuern oder einfach ein Protokoll darüber mitführen, wo sie sich jeweils befunden haben (sozusagen eine Positionshistorie).
In dem folgenden Video erkläre ich das Ganze noch genauer!
Wer sind die Nutzer*innen?
Nutzer*innen sind Menschen, die sich gerne eine Open-Source-Lösung für ihr Tracking wünschen, die allerdings ausschließlich mit eigener Infrastruktur arbeitet – also ohne einen zentralen „Big brother“-Server. Sie verarbeiten die Daten gerne selbst.
Nutzer*innen sind aber auch Menschen, die mit den Daten ihre Heimautomatisierung (also Smart Homes) betreiben. Sie können zum Beispiel sagen: „Gartenbewässerung ausschalten, wenn ich heimkomme. Garage schließen, wenn ich wegfahre usw.“
Ferner haben wir auch Produkte die professionell in Fahrzeugen eingesetzt werden und OwnTracks-kompatible Daten produzieren.
Die Geräte, die wir anbieten, haben bereits eine SIM-Karte vorinstalliert. Darin ist auch ein Datentarif enthalten, der weltweites Roaming umfasst.
Ansonsten wird nur noch eine Stromquelle benötigt. Für Fahrzeuge eignet sich natürlich eine dauerhafte Anbringung am besten. Viele Werkstätten können die Geräte problemlos anbringen.
Die Einrichtung klingt für Laien etwas kompliziert. Meinst du, das schafft jeder, der sich dafür interessiert oder muss man sich mit Open-Source schon auskennen?
Man muss es schon wollen. Da wir keinen „Clouddienst“ anbieten, ist die Einrichtung nicht einfach – das stimmt.
Aber wir sehen nicht, wie es einfacher gemacht werden kann. Sollte jemand Vorschläge haben, höre ich gerne zu. 🙂
Was ist die Motivation, daran mit zu arbeiten?
Ich habe das Projekt gegründet und arbeite an den Backends.
Neben mir sind es andere, die die Apps entwickeln und pflegen.
Wenn ich mal ganz direkt fragen darf: Wie ist das Projekt finanziell aufgestellt?
Das Open-Source-Projekt finanziert sich aus Zeit und Lust der Entwickler*innen.
Wir haben keine Einnahmen.
Was plant ihr für die Zukunft?
Wir haben nun eine gute Stabilität erreicht und sind sehr zufrieden mit dem, was wir haben.
Für die nähere Zukunft gedenken wir, an der Dokumentation weiter zu arbeiten.
Photo by Sylwia Bartyzel on Unsplash