In diesem Interview erfährst du von Contributer Florian Gilcher, was die Programmiersprache Rust so besonders macht.
Florian, du arbeitest am Rust-Projekt mit. Erzähle uns doch zu Beginn kurz, worum es dabei geht.
Ich trainiere die Programmiersprache Rust. Im Rust-Projekt wirken momentan ca. 300 Personen mit. Ziel von Rust ist es, die Entwicklung stabiler und hochqualitativer Software zu beschleunigen.
Was kann Rust, was andere Programmiersprachen nicht können?
Rust ist eine neue Systemprogrammiersprache, die Nutzer:innen ermöglicht, sichere und schnelle Software zu schreiben, ohne dabei über Speichersicherheitsprobleme und die dabei möglichen Sicherheitslücken nachdenken zu müssen.
Darüber hinaus ist Rust die einzige industrielle Programmiersprache, die Datensicherheit in nebenläufigen Systemen anbietet, was sie auch außerhalb des Systems-Bereichs sehr interessant macht. Damit eignet sich Rust vorzüglich, um die heute nicht wegzudenkenden Mehrkernprozessoren effektiv auszunutzen.
Rust achtet sehr auf Entwicklungsergonomie und unterstützt Nutzer:innen durch vorzügliche Fehlermeldungen und Hilfestellungen durch den Compiler.
Wer sind die Nutzer:innen?
Generell Personen mit einem Interesse an einer strikten, schnellen und sicheren Programmiersprache. Rust zieht das Interesse aus allen Bereichen auf sich, so tummeln sich im Rust-Projekt und der Community Personen mit dynamischem Hintergrund (Ruby, Python) neben Leuten mit funktionalem (Haskell/ML) oder system-Hintergrund (C/C++/Swift).
Wo wird Rust eingesetzt?
Rust wird inzwischen in allen Bereichen der Industrie eingesetzt, von großen Cloud-Infrastrukturen bis hin zu embedded/IoT-Systemen.
Ein Beispiel für den Cloudeinsatz finden Interessierte hier: https://firecracker-microvm.github.io/.
Im IoT-Bereich möchte ich auf die Liste an unterstützten Microcontrollern hinweisen: https://github.com/rust-embedded/
In welchem technischen und wirtschaftlichen Kontext steht das Projekt: Wer bezahlt die Entwickler:innen?
Sehr, sehr viele Freiwillige. Es gibt keine übergeordnete Firma – bei uns arbeiten Mitarbeiter:innen von Mozilla, Google, Microsoft, ARM und Intel mit. Dadurch bewahren wir unsere Unabhängigkeit. Microsoft stellt momentan große Teile der Infrastruktur.
Was motiviert dich, daran mit zu arbeiten?
Der Spaß am Programmieren. Das Rust-Projekt ist inzwischen sehr groß geworden und ich habe die Gelegenheit, an einem Projekt mitzuarbeiten, das – denke ich – momentan Avantgarde im Open Source-Bereich ist.
Wieso Avantgarde?
Wir haben eine sehr unübliche und kollaborative Projektstruktur, die von Sprachdesigner:innen und Compiler-Entwickler:innen über Dokumentations-Teams und Moderations/Community-Management bis hin zu kompletten Übersetzungsteams alles abdeckt. Das sind viele Aufgaben, die oft nicht von Beginn an mitgedacht werden und später durch eine Stiftung übernommen werden, was wir für reibungsintensive Trennung halten.
Wir achten sehr auf unsere Außendarstellung und Unabhängigkeit. Wir sind stark unseren User:innen (kommerziell oder individuell) zugewandt und sehen Nutzung als Contribution. Wir verwenden außerdem moderne Marketingmethoden, die manchen in der FOSS-Welt zu “businessy” sind.
Gleichzeitig sind wir ein stark ethisch aufgestelltes Projekt, das sich ungern anbiedert und auch lieber mal eine Gelegenheit liegen lässt. Diese Ethik passt aber nicht in die üblichen Kategorien “Open Source” und “freie Software”.
Das klingt wirklich nach etwas Neuem und sehr spannend! Habt ihr noch weitere Ziele für die Zukunft?
Viele. Wir sehen Rust als Projekt für die nächsten 40 Jahre.
(c) Beitragsbild: https://rustacean.net